BölkerBlog

Playlisten & Bibliotheken umziehen

Es folgt ein kurzes Intro - wer keinen Bock auf meine Hinführung zur Thematik hat, sollte direkt zu Punkt 1 wechseln. Für alle Anderen: ich habe schon zwei Tutorials geschrieben, die sich mit dem Verwalten und Synchronisieren von Musik-Bibliotheken beschäftigen. Aber eine Sache habe ich bisher dabei nicht wirklich Beschrieben: das Organisieren und insbesondere das Umziehen verschiedener Playlisten oder ganzer Mediatheken. Und da ich inzwischen einige Rückfragen dazu bekommen habe, wie man das Erreichen kann und keine Frage der Anderen glich, weil es einfach viel zu viele Kombinationen verschiedenster Software gibt, hab ich beschlossen, dazu auch nochmal was niederzuschreiben.

Alle Empfehlungen, die ich hier ausspreche, sind subjektiv - das muss also nicht heißen, dass das auch für dich der beste Weg sein muss. Mein Ziel ist es aber - abseits von persönlichen Empfehlungen - funktionierende Wege aufzuzeigen, wie man jahrelang angesammelte Playlisten und Bibliotheken sichern, übertragen und umziehen kann.


In diesem Tutorial geht es viel um bezahlte Software oder Donationware: Traktor Pro, Rekordbox, Swinsian, MP3tag Mixed in Key, Platinum Notes, MassReplaceIt,  FreeFileSync und DJCU  - wir werden aber nicht gesponsert.

    Um das Ganze in seiner Komplexität etwas zu vereinfachen, habe ich versucht die verschiedenen Export-Vorgänge und Import-Vorgänge nach jeweiliger Software aufzuteilen. Wenn man also zum Beispiel etwas von iTunes (ja, es gibt immernoch Rechner, die die Software  nutzen) exportieren und dann in Rekordbox importieren will, klickt man bei "Export" auf "iTunes" und bei "Import" auf "Redkordbox". Das klingt sehr einfach, weil es das hoffentlich auch ist.


    1. Empfehlungen


    Vorab noch ein paar Empfehlungen:

    1. Für jegliche Umzüge vorhandener Mediatheken ist immer empfehlenswert, dass man an allen Rechnern dieselbe externe Festplatte nutzt. Wenn interner Speicher genutzt werden soll, folgen unter dem Punkt "Import" weitere Hinweise.

    2. Backups sind immer wichtig. Immer. Keine Diskussion. Bitte sorge immer dafür, dass alle Daten ausreichend (also mindestens redundant) gesichert sind, bevor du irgendwas ausprobierst.

    3. Wenn irgendwas unklar, schlecht beschrieben oder doof erklärt ist, frag lieber vor dem Experementieren in den Kommentaren hier drunter nach.


    2. EXPORT

    1. Playlist(en) exportieren:

    "Ablage" -> "Mediathek" -> "Playlist exportieren..."

    .M3U-Dateien können von iTunes und Music-App gelesen werden.

    .M3U8-Dateien können von iTunes, der Music-App und Rekordbox gelesen werden.


    2. gesamte Mediathek exportieren

    "Ablage" -> "Mediathek" -> "Mediathek exportieren..."

    Bei diesem Vorgang wird die komplette Mediathek inklusive aller Playlisten als .XML-Datei abgespeichert.


    Während iTunes bei jedem Speichern der Mediathek - also immer, wenn man das Programm schließt -, auch eine .XML-Datei angelegt, macht die Music-App das nicht. Hier muss der Vorgang also zwingend von Hand ausgeführt werden. Diese XML-Datei kann von iTunes, der Music-App, Rekordbox und Traktor Pro gelesen werden.

    1. Playlist(en) exportieren:

    Wiedergabeliste auswählen -> Rechtsklick -> "Wiedergabeliste in eine Datei exportieren" -> gewünschte Option (".M3U8" oder ".PLS") auswählen

    .PLS-Dateien können von Rekordbox gelesen werden.

    .M3U8-Dateien können von iTunes, der Music-App und Rekordbox gelesen werden.


    2. Mediathek exportieren

    "Datei" -> "Sammlung in XML-Format exportieren"

    Die dabei sogenannte Rekordbox-XML-Datei kann nur von anderen Rekordbox-Instanzen gelesen werden.

    1. Playlist(en) exportieren:

    Wiedergabeliste auswählen -> Rechtsklick -> "Export Playlist" -> Im Popup-Dialog entsprechend der Wünsche benennen und auswählen

    .NML-Dateien können von Traktor Pro gelesen werden.

    .M3U-Dateien können von iTunes und der Music-App gelesen werden.


    2. Mediathek exportieren:

    Rechtsklick auf "Track Collection" -> "Export the collection" -> Im Popup-Dialog entsprechend der Wünsche benennen und auswählen

    Hierbei wird die komplette Collection als .NML-Datei exportiert. Diese kann nur von Traktor Pro gelesen werden.

    3. IMPORT

    Wenn man dieselbe externe Festplatte an allen Rechnern nutzt, kann einfach mit den verschiedenen Importwegen, je nach Software, fortgefahren werden.


    Falls man plant die Musik intern zu speichern, sind einige Zwischenschritte erforderlich, in denen man die Inhalte der exportierten Dateien anpasst. Hierfür empfiehlt sich die Software MassReplaceIt, die in der Lage ist, verschiedene Strings im Inhalt von Dateien auszutauschen.

    Um einen reibungslosen Umzug von interner Festplatte auf interne Festplatte zu vollziehen, ist es notwendig, sich vorher Gedanken über die Struktur der Datei-Anordnung auf der neuen Festplatte zu machen. Jetzt kommt der komplizierte Teil: jeder der obigen Export-Vorgänge schreibt einen bestimmten Dateipfad in die Playlist-/Mediathek-Dateien. Dieser Pfad ist auf dem neuen Rechner nicht derselbe, da zu viele Faktoren hier anders sein können, vom Benutzernamen bis hin zum Namen der internen Festplatte. Davon kann man zukünftig viel verhindern, in dem man beispielsweise alle internen Festplatten gleich benennt und alle (Musik-)Dateien im Ordner des gemeinsamen Users (Shared) abglegt.

    Wenn dort aber Unterschiede bestehen muss man dafür sorgen, dass der neue Rechner bereits beim Import weiß, wo der neue Pfad der Dateien ist und dafür ändert man den entsprechenden String in den exportierten Dateien. Hierzu öffnet man das Programm "MassReplaceIt" und gibt dort an, welcher String durch welchen anderen String ersetzt werden soll.

    Die Platzhalter sind hier entsprechend zu ersetzen. Wichtig ist, dass hier der komplette Dateipfad eingetragen wird. Leider benutzen alle Programme unterschiedliche Syntaxwerte. (Mehr zu ersetzende Strings kann man einfach über das Plus-Zeichen hinzufügen.)

    iTunes-/Music-App-XML (1 String):

    /Volume/User/Pfad/zum/Ordner

    Redkordbox-XML (1 String):

    /localhost/User/Pfad/zum/Ordner

    Traktor-Pro-NML (3 Strings in dieser Reihenfolge): 

    "Festplatte

    "Festplatte/:

    /:User/:Pfad/:zur/:Musik/:


    Im Reiter "Files" wählt man dann die entsprechende im vorherigen Schritt exportierte Datei aus. Alle anderen Optionen kann man getrost ignorieren und drückt auf "Replace...". Das Programm sucht dann nach Änderungen, die es dann gerne noch bestätigt haben möchte.

    Bei sehr großen Mediatheken kann es schnell mal um bis zu 400.000 Ersetzungen gehen. Da kommt das Programm nicht mehr mit. Der Entwickler war so nett, mir eine weiter entwickelte Beta hierfür zur Verfügung zu stellen, die auch diese Mengen beherrscht. Auf Spendennachweis an den Entwickler gebe ich diese gerne weiter.


    Wenn alle Ersetzungen erledigt sind, kann man mit denselben Schritten fortfahren, die auch für Nutzer externer Festplatten gelten:​

    1. Playlist(en) importieren:

    "Ablage" -> "Mediathek" -> "Playlist importieren..."

    Die importierte Playlist wird anschließend in der Seitenleiste der Mediathek angezeigt.


    2. gesamte Mediathek exportieren

    "Ablage" -> "Mediathek" -> "Playlist importieren..."

    Bei diesem Vorgang wird die komplette Mediathek inklusive aller Playlisten importiert und alles enthaltene wird zur Mediathek oder den Playlisten hinzugefügt.

    1. Playlist(en) importieren:

    "Datei" -> "Importieren" -> "Wiedergabeliste importieren" (erlaubt sind die Datei-Formate .PLS und .M3U8)

    Die importierte Wiedergabeliste wird danach in der Seitenleiste unter "Wiedergabelisten" angezeigt"


    2. Mediathek importieren

    "rekordbox" -> "Einstellungen" -> Reiter "Erweitert" -> "Datenbank"

    Hier kann im ersten Block der Pfad zur exportierten iTunes-/Music-App-XML eingetragen werden und im zweiten Block der Pfad zur exportierten Rekordbox-XML.


    1. Playlist(en) importieren:

    Rechtsklick auf "Playlists" -> "Import Playlist" -> entsprechende .NML-Playlist auswählen

    Traktor Pro ist lediglich in der Lage .NML-Dateien zu lesen. Super wow.


    2. Mediathek importieren:

    Rechtsklick auf "Track Collection" -> "Import another collection" -> entsprechende .NML-Datei auswählen

    Hierbei wird die komplette Collection additiv importiert.


    Außerdem kann jede .XML-Datei, die mit iTunes oder der Music-App erstellt importiert werden. Dafür muss diese hier in den Einstellungen händisch eingetragen werden:

    "File Management" -> Punkt bei "Use iTunes Legacy XML" setzen -> Pfad zur .XML-Datei eintragen

    Danach wird diese Mediathek bei Klick auf "Music" in der Seitenleiste geladen.

    4. Empfehlungen & Tipps

    So weit, so gut.

    Jetzt kommt der subjektive Teil. Ich für meinen Teil stehe komplett auf geil geordnete Dinge und deshalb ist mir eine Ordnung auf jeder Ebene der Musik-Sammlung wichtig. Ich denke dabei an die folgenden drei Ebenen:

    a) die physische Ordnung der Dateien

    b) die ID3-Tags der Musik

    c) die Struktur in Playlisten und Mediatheken


    a) die physische Ordnung der Dateien

    Keine Sorge, hier geht es nicht um Physik. Nur um die Ordnung der Dateien auf der Festplatte, also innerhalb der Ordner-Struktur. Das nennt man halt so.

    Ich nutze zur Verwaltung meiner Musik die Software Swinsian (nur für macOS erhältlich). Das ist eine kostenpflichtige Alternative zu Apples hauseigener Software, die aber wesentlich schneller und präziser arbeitet und damit für mich einen besseren Workflow bedeutet. Eine Lizenz kostet aktuell 25$ und kann auf beliebig vielen Rechnern gleichzeitig genutzt werden. Ebenso wie die Music-App von Apple ist Swinsian dazu in der Lage, die Dateien im Hintergrund bei Bearbeitung der ID3-Tags (dazu unten mehr) entsprechend dem Schema "Interpret/Album/## Titel.xxx" anzuordnen. Hierfür muss in den Einstellungen folgendes angewendet werden:

    Music-App: "Musik" -> "Einstellungen" -> Reiter "Dateien" -> Haken bei "Musik-Medienordner automatisch verwalten"

    Swinsian: "Swinsian" -> "Preferences" -> Reiter "Library" -> Haken bei "Keep library folder organised when Tags are edited"

    In beiden Fällen ist darauf zu achten, dass der korrekte Ordner zur Verwaltung der Musik ausgewählt ist, da nur die Dateien in diesem Ordner angepasst werden.


    Wer keine Verwaltung der Musik durch eine Software braucht, die auch eine Struktur für Playlisten mit sich bringt, kann auch das deutlich schlankere, aber ebenfalls sehr mächtige Tool MP3tag benutzen, das es sowohl für macOS, als auch Windows gibt. Für Windows ist das Gerät kostenlos, für macOS werden aufgrund der App-Store-Gebühren und anderer Kleinigkeiten aktuell 24€ pro Lizenz berechnet. Diese kann aber auf so vielen Rechner, wie man benötigt genutzt werden.

    Diese Software erledigt das Anordnen der Dateien nach Tags mit einem Mausklick auf die entsprechende Schaltfläche in der oben angebrachten Leiste.


    Als letzte Möglichkeit kann man das Ganze natürlich auch händisch erledigen, das ist aber ungleich mehr Aufwand in meinen Augen. Zumal gute und saubere ID3-Tags ohnehin das A und O einer Musik-Sammlung sind und wenn man die vernünftig pflegt, jede hier genannte (und vermutlich auch noch viele andere) Software das automatisiert erledigen kann. Leider ist aktuell keine Flagschiff DJ-Software hierzu in der Lage.


    b) die ID3-Tags der Musik

    ​Wie bereits erwähnt sind die Metadaten von Musik-Dateien von erheblicher Wichtigkeit bei der Ordnung und später auch dem Durchsuchen von der eigenen Musik-Sammlung.

    Wenn ich mir neue Musik kaufe und diese meiner Sammlung hinzufügen will, dann durchläuft sie zunächst die beiden Programme Platinum Notes und Mixed in Key und landet anschließend in Swinsian (oder simultan in der Music-App) zur Verwaltung. 

    Platinum Notes macht mehrere Dinge: Lautstärkeanpassung (ohne Album-Modus), Clip-Korrektur, Dynamik-Anpassung und in wenigen Fällen auch eine minimale Pitch-Korrektur (was für das Beatgrid wichtig sein kann) und erstellt aus der Ursprungsdatei in egal welchem Musik-Format eine neue Datei im MP3-Format (oder auch jedem anderen Format der Wahl, aber immer einheitlich). Mixed in Key sorgt im Anschluss dafür, dass die Tonart (nach Camelot-Wheel, siehe hier)und der Energiewert (semiwichtig, aber nice to have) in das Kommentar-Feld des ID3-Tags geschrieben werden.

    Danach schiebe ich sie erstmal in die Playlist "neu". Das ist zwar nicht besonders einfallsreich, aber sehr nützlich. Denn hier landet die Musik in der Reihenfolge, in der sie im Ursprungsordner vorlag. Es kommt von Zeit zu Zeit vor, dass die Tags beispielsweise keine Titelnummern enthalten (unter Anderem, wenn man von FLAC zu MP3 umgewandelt), und dieser Weg sorgt dafür, dass die Reihenfolge nicht aufgrund irgendeines übereifrigen Sortier-Algorithmusses durcheinander geworfen wird. Außerdem habe ich so immer im Blick, welche Dateien noch auf ihre Tags hin überprüft werden müssen. Wenn ich alle Tags überprüft habe, fliegen die Titel wieder aus der Liste raus. Ich achte hierbei auf die Tags für folgende Werte:

    Titel, Interpret, Album, Album-Interpret, Titelnummer X von XX, CD-Nummer X von XX, Jahr, Genre. Mit diesem Grundstock von Infos werden die Dateien dahinter sehr gut sortiert (eine "BRAVO Hits" mit dem Album-Interpret "Various Artists" landet gesammelt in diesem Unterordner) und man hat viele Infos nach denen man nachher gezielt suchen kann.


    c) die Struktur in Playlisten und Mediatheken

    Dieser Punkt ist so vielfältig wie die Farben im Regenbogen und ich bin leider nicht in der Lage auch nur alle Optionen aufzuzählen, deswegen versuche ich das Ganze anhand meiner Situation einmal zu beschreiben.

    Ich nutze hierfür Swinsian, Traktor Pro, Rekordbox, die Music-App und die eierlegende Wollmilchsau der Konvertierungssoftware: die DJ Conversion Utility.


    Ich bastel die Playlisten in Swinsian zusammen. Ich habe bisher keine schnellere Software dafür gefunden. Selbst einfaches Tippen von Titeln in der Mediatheken geht in Echtzeit, komplett ohne die Suche zu benutzen und die vielen Shortcuts ermöglichen hier einen für mich sehr schnellen Workflow.


    Danach erstelle die neuen Playlisten in Traktor Pro und leere bereits vorhandene. Daraufhin verschiebe die Titel via Drag and Drop von Swinsian nach Traktor in die entsprechende Liste, den Traktor Pro kann (wie oben bereits erwähnt) leider keine .M3U-Listen lesen. Alternativ ist hier für Nutzer der Music-App möglich, die "Music-App" in Seitenliste auszuwählen und die gewünschten Listen via Rechtsklick in die Traktor-Mediathek zu importieren. Das Importieren kompletter Ordner ist hierbei allerdings leider nicht möglich, Ordner werden dabei als eine Liste importiert. Unnötigerweise. Dann muss man Traktor Pro schließen, damit die Collection komplett gesichert wird.


    Als Nächstes öffne ich die DJ Conversion Utility (DJCU). Diese Software ist in der Lage meine Traktor-Collection auszulesen und alle Playlisten in Rekordbox und in die Music-App zu übertragen. Ich benötige meine Playlists in all diesen Programmen, da ich zwar hauptsächlich digital mit Traktor auflege, aber für meine Resident-Jobs im Club USB-Sticks benötige, die nur Rekordbox erstellen kann, und als letztes Backup auf jedem Job meinen kleinsten Koffer mit Traktor S2MK3 dabei habe, den ich mit meinem iPad beitreibe, was widerum nur von der Music-App mit Playlist synchronisiert werden kann.

    Super einfach alles. Zum Glück macht die DJCU das Übertragen der Playlisten wenigstens simpler.


    Am Ende des Tages habe ich dann alle meine Playlisten synchron in vier verschiedene Programmen.



    Ende.

    Ich freue mich wie immer sehr über Fragen, Anmerkungen und/oder Anregungen.

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